Wie es nach der Bundestagswahl weitergeht
Koalitionsgespräche, Konstituierung, Kanzlerwahl

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Denn kaum haben die Bürgerinnen und Bürger am 23. Februar ihre Stimme zur Wahl des 21. Deutschen Bundestags abgegeben, geht es um die Frage, wer zum Bundeskanzler oder zur Bundeskanzlerin gewählt wird – und wer künftig Präsidentin oder Präsident des Bundestags werden soll.
Diese Seite erklärt, wie es nach der Bundestagswahl weitergeht und welche Schritte nötig sind, bis Deutschland eine neue Bundesregierung hat.
Wann steht das Wahlergebnis fest?
Erste Prognosen zur Bundestagswahl erscheinen am Wahltag, dem 23. Februar 2025, bereits mit dem Schließen der Wahllokale um 18 Uhr. Diese Prognosen basieren auf der Befragung von Wählerinnen und Wählern vor den Wahllokalen. Wer sie vor 18 Uhr, also solange die Wahl noch läuft, veröffentlicht, begeht übrigens eine Ordnungswidrigkeit. Mit dieser Regel soll eine Beeinflussung derjenigen Menschen verhindert werden, die noch nicht abgestimmt haben.
Ab 18 Uhr beginnen dann die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer mit dem Auszählen der Stimmen. Die ausgezählten Wahllokale werden dann mit den Prognosen zusammengerechnet und bilden so die Grundlagen für die Hochrechnungen. Diese werden im Lauf des Abends immer genauer, weil immer mehr Stimmbezirke ausgezählt sind.
Mit einem vorläufigen amtlichen Wahlergebnis ist laut Bundeswahlleiterin am frühen Morgen des 24. Februar 2025 zu rechnen. Bei der Bundestagswahl 2021 erschien es Montagsmorgens um 6 Uhr.
Das endgültige Wahlergebnis veröffentlicht die Bundeswahlleiterin dann in der Regel deutlich später. Geplant ist der Montag, 17. März 2025. Bei der vorangegangenen Wahl im Jahr 2021 erschien es am 15. Oktober und damit 19 Tage nach der Wahl. Die Abweichung zum vorläufigen amtlichen Endergebnis ist jedoch in der Regel nicht mehr von Gewicht für die Zusammensetzung des Bundestags.
Ein Einspruch gegen die Gültigkeit der Wahl ist übrigens bis zu zwei Monate nach der Wahl möglich – also bis zum 23. April 2025.
Wann tritt der neue Bundestag zusammen?
Der neue Bundestag muss spätestens 30 Tage nach der Wahl erstmals zusammentreten, das wäre am Dienstag, 25. März 2025. Der Sitzungsplan des Deutschen Bundestags sieht ohnehin für die Woche ab dem 24. März 2025 (29 Tage nach der Wahl) eine Plenarwoche vor. Das tatsächliche Datum für die konstituierende Sitzung steht allerdings noch nicht fest.
Was passiert bei der konstituierenden Sitzung?
Bei dieser Sitzung wählt das Parlament den Bundestagspräsidenten oder die Bundestagspräsidentin. Protokollarisch ist dies das zweithöchste Amt der Bundesrepublik Deutschland, hinter dem des Bundespräsidenten und noch vor dem des Bundeskanzlers. In der Regel stellt die stärkste Fraktion den Präsidenten oder die Präsidentin. Derzeit hat Bärbel Bas (SPD) dieses Amt inne. Bis zu dieser Wahl wird die konstituierende Sitzung vom Alterspräsidenten oder von der Alterspräsidentin geleitet. Dies ist das dienstälteste Mitglied des Bundestags.

Außerdem wählen die Abgeordneten die stellvertretenden Bundestagspräsidentinnen und -präsidenten sowie die Schriftführerinnen und Schriftführer. Laut Geschäftsordnung des Bundestags ist jede Fraktion durch mindestens einen Vizepräsidenten oder eine Vizepräsidentin im Bundestags-Präsidium vertreten. Allerdings konnte seit 2017 noch keine Kandidatin und kein Kandidat der AfD die notwendige Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen. Ähnlich war es zuvor beispielsweise den Grünen ergangen, die von 1983 bis 1990 zwar in Fraktions- und von 1990 bis 1994 in Gruppenstärke im Bundestag vertreten waren, aber nicht im Bundestags-Präsidium. Ein Organstreitverfahren der AfD, mit dem die Partei einen Anspruch auf einen Platz im Bundestagspräsidium durchsetzen wollte, wies das Bundesverfassungsgericht 2022 als „offensichtlich unbegründet“ ab.
Mit der konstituierenden Sitzung des Bundestags endet laut Grundgesetz auch die Amtszeit von Bundeskanzler Olaf Scholz und der gesamten Bundesregierung. Allerdings kann der Bundespräsident, derzeit Frank-Walter Steinmeier, den Bundeskanzler und die Minister:innen dazu verpflichten, die Amtsgeschäfte bis zur Wahl einer neuen Bundesregierung weiterzuführen.
Und wann gibt es eine neue Bundesregierung?
Das hängt ganz vom Wahlergebnis ab und von den handelnden Personen. Nachdem auch bei der Wahl 2025 keine Partei die absolute Mehrheit der Parlamentssitze erhalten dürfte, müssen die gewählten Parteien untereinander ein Bündnis schließen, das von der Mehrheit der Abgeordneten unterstützt wird. Einen solchen Zusammenschluss von zwei oder mehr Parteien für eine gemeinsame Regierung heißt Koalition.
Dazu führen die Parteien in der Regel zunächst Sondierungsgespräche. Dabei klären sie ab, ob es grundsätzlich ausreichend Gemeinsamkeiten für eine Zusammenarbeit gibt oder im Gegenteil unüberwindbare Widerstände.
Falls die Sondierungsgespräche erfolgversprechend verlaufen, treten die Parteien in Koalitionsverhandlungen. Meist muss davor noch ein Parteitag oder der Parteivorstand die Aufnahme der Gespräche beschließen. Ergebnis der Verhandlungen ist in der Regel ein Koalitionsvertrag, in dem die Parteien ihre Pläne und Grundsätze für die anstehende Regierungszeit festhalten. Auch wenn die Gremien diesem Vertrag in der Regel noch zustimmen und die Parteivorsitzenden ihn unterschreiben, ist dieser Vertrag vor allem eine Absichtserklärung und Richtschnur, aber kein rechtsverbindliches Dokument.
Einen festen Zeitpunkt, bis wann die Bundesregierung stehen muss, gibt es nicht. Nach der Wahl am 24. September 2017 beispielsweise dauerte es fast sechs Monate, bis am 14. März 2018 die neue Regierung vereidigt wurde. Aber natürlich haben die Parteien ein Interesse daran, die Regierung möglichst schnell zu bilden, um möglichst viel Zeit für die Umsetzung ihrer Ideen und Pläne zu haben. Denn das Ende der Legislaturperiode steht fest – spätestens 48 Monate nach der vorangegangenen Wahl wird der Bundestag erneut gewählt.
Wie kommt die neue Bundesregierung dann ins Amt?

Der Bundespräsident spricht mit den Fraktionen und schlägt daraufhin eine Person vor, die der Bundestag zum Bundeskanzler oder zur Bundeskanzlerin wählen kann. Die vorgeschlagene Person braucht die Stimmen der absoluten Mehrheit (mehr als die Hälfte) aller Abgeordneten. Es reicht also nicht einfach die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen, wenn zum Beispiel nicht alle Abgeordneten eine Stimme abgeben. Man spricht daher von der sogenannten Kanzlermehrheit.
Wenn diese Mehrheit zustande kommt, ernennt der Bundespräsident die entsprechende Person zum Bundeskanzler oder zur Bundeskanzlerin. Außerdem ernennt der Bundespräsident noch diejenigen Bundesministerinnen und -minister, die der Kanzler oder die Kanzlerin vorschlägt. Welche Ministerien es geben soll und welche Partei welches Ministerium besetzt, legen die Parteien vorab in den Koalitionsverhandlungen fest. Die entsprechenden Ministerinnen und Minister benennen die Parteien jeweils selbst.
Man braucht übrigens kein Bundestagsmandat, um Bundeskanzler:in oder Minister:in zu werden. Es reicht, 18 Jahre alt zu sein und die deutsche Staatsbürgerschaft zu haben.
Was passiert, wenn die Kanzlermehrheit im Bundestag nicht zustande kommt?
Wenn weniger Abgeordnete als die absolute Mehrheit der Abgeordneten für die Person stimmen, die der Bundespräsident vorschlägt, gibt es ein festgelegtes Prozedere: Dann hat der Bundestag zwei Wochen Zeit, um diese Person oder jemand anders mit absoluter Mehrheit zum Bundeskanzler oder zur Bundeskanzlerin zu wählen. Wie oft in dieser Zeit abgestimmt wird, kann der Bundestag selbst entscheiden.
Wenn auch in diesen zwei Wochen niemand die Kanzlermehrheit erhält, wählt der Bundestag laut Grundgesetz „unverzüglich“ nach Ablauf der Frist erneut. Bekommt dann jemand die absolute Mehrheit der Stimmen aller Abgeordneten, ernennt der Bundespräsident diese Person zum Kanzler oder zur Kanzlerin.
Wenn aber auch das nicht klappt, hat der Bundespräsident zwei Möglichkeiten: Entweder er ernennt die Person, die am meisten Stimmen bekommen hat, auch wenn es nur eine relative und keine absolute Mehrheit war und der entsprechende Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin Schwierigkeiten haben dürfte, eine stabile Regierung zu bilden. Die zweite Möglichkeit ist: Er ruft Neuwahlen aus. Die müssten dann spätestens 60 Tage nach dem Ausrufen der Neuwahlen stattfinden.
Was ist mit den Parteien, die nicht an der Regierung beteiligt sind?
Die Abgeordneten dieser Parteien haben die Aufgabe, die Arbeit der Regierungskoalition zu kontrollieren und zum Beispiel mit eigenen Ideen Vorschläge zur Verbesserung zu machen. Man nennt diese Parteien Opposition. Die größte Partei, die nicht Teil der Regierung ist, heißt Oppositionsführerin. Ein Abgeordneter dieser Partei antwortet zum Beispiel traditionell als erster auf eine Regierungserklärung.
Weitere Informationen
- bundesregierung.de: Was passiert nach der Bundestagswahl?
- Das Zusammentreten des Bundestags mit Präsidiumswahl sowie die Wahl des Bundeskanzlers bzw. der Bundeskanzlerin und der Minister:innen regelt das Grundgesetz: Artikel 39 und 40 bzw. Artikel 63 und 64.
- Darüber hinaus informiert auch bundeskanzler.de: Wie funktioniert die Kanzlerwahl?
- Die Aufgaben der Bundestagspräsidentin und des Präsidiums sind auf der Seite des Bundestags erklärt.