Wahlergebnis zur
Bundestagswahl 2021
Der Bundeswahlausschuss hat in seiner Sitzung vom 15. Oktober 2021 das endgültige Ergebnis der Wahl zum 20. Deutschen Bundestag festgestellt: Die SPD hat die Bundestagswahl 2021 mit 25,7 Prozent knapp gewonnen. CDU/CSU folgen mit 24,1 Prozent. Die Grünen landen auf dem dritten Platz mit 14,8 Prozent. Die FDP liegt bei 11,5 Prozent, gefolgt von der AfD mit 10,3 Prozent. Die LINKE bekommt 4,9 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Endgültiges Wahlergebnis
Das endgültige Ergebnis der Bundestagswahl 2021 liegt vor: Die SPD gewinnt die Wahl, die Union fährt ihr historisch schlechtestes Ergebnis ein. Die Grünen landen auf Platz 3, gefolgt von FDP, AfD und DIE LINKE.
Die SPD holt mit 25,7 Prozent 5,2 Prozent mehr Stimmen als bei der letzten Bundestagswahl. Die CDU/CSU landet in einem historischen Tief mit 24,1 Prozent (-8,9 Prozent). Bündnis 90/Die Grünen sind drittstärkste Kraft mit 14,8 Prozent, ein Plus von 5,9 Prozent gegenüber 2017. Das Rennen um Platz 4 gewinnt mit 11,5 Prozent nun doch die FDP deutlich (+0,8 Prozent im Vergleich zu 2017) vor der AfD mit 10,3 Prozent. Die AfD verliert demnach 2,3 Prozent im Vergleich zur letzten Bundestagswahl. Auch DIE LINKE muss Federn lassen: Sie kommt nur noch auf 4,9 Prozent und halbiert damit das Ergebnis der letzten Bundestagswahl (- 4,3 Prozent). Sonstige Parteien liegen bei 8,7 Prozent (+3,7 Prozent).
Stärkste Partei je Bundesland bei der Zweitstimme
Stärkste Partei je Bundesland bei der Zweitstimme
Baden-Württemberg | CDU (24,8%) |
Bayern | CSU (31,7%) |
Berlin | SPD (23,4%) |
Brandenburg | SPD (29,5%) |
Bremen | SPD (31,5%) |
Hamburg | SPD (29,7%) |
Hessen | SPD (27,6%) |
Mecklenburg-Vorpommern | SPD (29,1%) |
Niedersachsen | SPD (33,1%) |
Nordrhein-Westfahlen | SPD (29,1%) |
Rheinland-Pfalz | SPD (29,4%) |
Saarland | SPD (37,3%) |
Sachsen | AfD (24,6%) |
Sachsen-Anhalt | SPD (25,4%) |
Schleswig-Holstein | SPD (28,0%) |
Thüringen | AfD (24,0%) |
Quelle | Bundeswahlleiter.de |
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Die Bundestagswahl in Baden-Württemberg
Wie hat Baden-Württemberg gewählt?
Wie geht es nach der Wahl weiter?
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Was passiert in den Wochen und Monaten nach dem Wahltag, bis ein neuer Bundeskanzler gewählt ist und eine neue Bundesregierung ihre Arbeit aufnimmt?
Wie fiel das Wahlergebnis für die sonstigen Parteien aus?
Von den Parteien, die aufgrund der Fünf-Prozent-Hürde den Sprung ins Parlament nicht schafften, waren die Freien Wähler mit 2,4 Prozent der Zweitstimmen am erfolgreichsten, gefolgt von der Tierschutzpartei mit1,5 Prozent, dieBasis mit 1,4 Prozent, Die Partei mit einem Prozent, Team Todenhöfer mit 0,5 Prozent, die Piraten und Volt mit jeweils 0,4 Prozent und die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) mit 0,2 Prozent. Sieben Parteien erzielten einen Zweitstimmenanteil von jeweils 0,1 Prozent, darunter auch der mit einem Abgeordneten im Parlament vertretene Südschleswigsche Wählerverband. (Quelle: bundestag.de)
Tabelle: Wahlergebnis aller Parteien
Partei | Erststimme Anzahl | Erststimme in % (Differenz zu 2017) | Zweistimme Anzahl | Zweitstimme in % (Differenz zu 2017) |
CDU | 10.452.524 | 22,5 (-7,7) | 8.775.471 | 18,9 (-7,9) |
SPD | 12.234.690 | 26,4 (+1,8) | 11.955.434 | 25,7 (+5,2) |
AfD | 4.695.611 | 10,1 (-1,3) | 4.803.902 | 10,3 (-2,3) |
FDP | 4.042.951 | 8,7 (+1,7) | 5.319.952 | 11,5 (+0,7) |
DIE LINKE | 2.307.536 | 5,0 (-3,6) | 2.270.906 | 4,9 (-4,3) |
GRÜNE | 6.469.081 | 14,0 (+5,9) | 6.852.206 | 14,8 (+5,8) |
CSU | 2.788.048 | 6,0 (-1,0) | 2.402.827 | 5,2 (-1,0) |
FREIE WÄHLER | 1.334.739 | 2,9 (+1,6) | 1.127.784 | 2,4 (+1,4) |
Die PARTEI | 543.145 | 1,2 (+0,6) | 461.570 | 1,0 (±0,0) |
Tierschutzpartei | 163.201 | 0,4 (+0,3) | 675.353 | 1,5 (+0,6) |
NPD | 1.090 | 0,0 (-0,1) | 64.574 | 0,1 (-0,2) |
PIRATEN | 60.839 | 0,1 (-0,1) | 169.923 | 0,4 (±0,0) |
ÖDP | 152.792 | 0,3 (±0,0) | 112.314 | 0,2 (-0,1) |
V-Partei³ | 10.644 | 0,0 (±0,0) | 31.884 | 0,1 (-0,1) |
DiB | 2.609 | 0,0 (-) | 7.184 | 0,0 (-0,1) |
BP | 36.748 | 0,1 (-0,1) | 32.790 | 0,1 (-0,1) |
Tierschutzallianz | 7.371 | 0,0 (±0,0) | 13.672 | 0,0 (±0,0) |
MLPD | 22.534 | 0,0 (±0,0) | 17.799 | 0,0 (±0,0) |
Gesundheitsforschung | 2.842 | 0,0 (±0,0) | 49.349 | 0,1 (+0,1) |
MENSCHLICHE WELT | 656 | 0,0 (±0,0) | 3.786 | 0,0 (±0,0) |
DKP | 5.446 | 0,0 (±0,0) | 14.925 | 0,0 (±0,0) |
Die Grauen | 2.368 | 0,0 (±0,0) | 19.443 | 0,0 (±0,0) |
BüSo | 811 | 0,0 (±0,0) | 727 | 0,0 (±0,0) |
Die Humanisten | 12.730 | 0,0 (-) | 47.711 | 0,1 (+0,1) |
Gartenpartei | 2.095 | 0,0 (±0,0) | 7.611 | 0,0 (±0,0) |
du. | 1.912 | 0,0 (±0,0) | 17.811 | 0,0 (±0,0) |
SGP | - | - (±0,0) | 1.417 | 0,0 (±0,0) |
dieBasis | 735.451 | 1,6 (-) | 630.153 | 1,4 (-) |
Bündnis C | 6.222 | 0,0 (±0,0) | 39.868 | 0,1 (-) |
BÜRGERBEWEGUNG | 1.556 | 0,0 (-) | 7.491 | 0,0 (-) |
III. Weg | 5135 | 0,0 (-) | 7.832 | 0,0 (-) |
BÜNDNIS21 | 377 | 0,0 (-) | 3.488 | 0,0 (-) |
LIEBE | 873 | 0,0 (-) | 12.967 | 0,0 (-) |
LKR | 10.767 | 0,0 (-) | 11.159 | 0,0 (-) |
- | - (-) | 3.228 | 0,0 (-) | |
LfK | - | - (-) | 9.189 | 0,0 (-) |
SSW | 35.027 | 0,1 (-) | 55.578 | 0,1 (-) |
Team Todenhöfer | 5.700 | 0,0 (-) | 214.535 | 0,5 (-) |
UNABHÄNGIGE | 13.421 | 0,0 (±0,0) | 22.736 | 0,0 (-) |
Volt | 78.339 | 0,2 (-) | 165.474 | 0,4 (-) |
Volksabstimmung | 1.086 | 0,0 (±0,0) | - | - (±0,0) |
B* | 222 | 0,0 (±0,0) | - | - (±0,0) |
sonstige | 256 | 0,0 (-) | - | - (-) |
FAMILIE | 1.817 | 0,0 (±0,0) | - | - (-) |
Graue Panther | 961 | 0,0 (-) | - | - (-) |
KlimalisteBW | 3.967 | 0,0 (-) | - | - (-) |
THP | 549 | 0,0 (-) | - | - (-) |
Übrige | 110.894 | 0,2 (±0,0) | - | - (-0,4) |
Quelle: Bundeswahlleiter |
Kurzanalyse zum Wahlergebnis
27. September 2021

Deutschland hat gewählt. Und wie die Umfragen der vergangenen Wochen vorausgesagt hatten, wird die SPD nach dem vorläufigen amtlichen Wahlergebnis stärkste Kraft, dicht gefolgt von CDU/CSU. Die Grünen landen auf dem dritten Platz. FDP und AfD sind nahezu gleich auf. Und auch die LINKE wird erneut ins Parlament einziehen, während die FREIEN WÄHLER ihre Hoffnungen auf einen Einzug in den Bundestag wohl begraben müssen.
SPD
Nachdem im Frühjahr 2021 die SPD und ihr Spitzenkandidat Olaf Scholz noch vielfach belächelt wurden, holten die Sozialdemokraten im Laufe des Sommers Stück für Stück auf und zogen in den Umfragen an den Konkurrent:innen Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) vorbei. Aus allen drei TV-Triellen ging Olaf Scholz als Sieger hervor. Mit einer Wahlkampagne, die ganz auf den Spitzenkandidaten zugeschnitten war, konnte die SPD am Ende auch an der Wahlurne punkten: Auf 25,7 Prozent kommt die älteste Partei Deutschlands, ein Plus von 5,2 Prozent gegenüber 2017 (20,5 Prozent). Damit liegt sie knapp vor der Union.
Nach den Umfragen von Infratest dimap waren 37 Prozent der SPD-Wähler:innen durch den Kanzlerkandidaten Olaf Scholz zu ihrer Wahl motiviert, bei Laschet sind es 19 Prozent gewesen. 43 Prozent der SPD-Wähler:innen entschieden sich aus programmatischen Gründen für die Sozialdemokraten, 16 Prozent wegen der Bindung zur Partei. Olaf Scholz sprach sich klar für eine SPD-Regierungsbildung aus.
CDU/CSU
So richtig überzeugen konnte Armin Laschet im Wahlkampf nicht. Schon seine Kandidatur zum Kanzlerkandidaten von CDU/CSU war, vor allem in der eigenen Partei, umstritten. Während des Wahlkampfs wurde er für seine fehlende Angriffslust und mangelnde Themensetzung kritisiert. Zumindest in den TV-Triellen zeigte er sich mitunter kämpferisch, was ihn jedoch Sympathiepunkte bei den Zuschauerinnen und Zuschauern kostete. Die Präsentation seines Zukunftsteams Anfang September sorgte ebenso nicht für die gewünschte Trendwende. So fällt dann auch das Ergebnis für CDU/CSU vergleichsweise mager aus, es ist das bisher historisch schlechteste Ergebnis für die Union. Immerhin liegt sie mit 24,1 Prozent (CDU: 18,9, CSU 5,2 Prozent) mit der SPD fast gleichauf. Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl verliert die Union jedoch 8,9 Prozent (2017: 33 Prozent). Kanzlerkandidat Armin Laschet sieht trotz der Verluste einen klaren Auftrag für eine Regierungsbildung.
Bündnis 90/Die Grünen
Die letzten Monate im Grünen-Wahlkampf glichen einer Achterbahnfahrt: Anfang Mai, nachdem Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin gekürt worden war, katapultierten sich die Grünen an die Spitze des Parteienwettstreits. Eine grüne Bundeskanzlerin schien plötzlich im Bereich des Möglichen. Doch ein geschönter Lebenslauf, zu spät gemeldete Nebeneinkünfte und der Vorwurf, Baerbock habe in ihrem neuen Buch Textpassagen abgeschrieben, ließ den Vorsprung zu Union und SPD rasch wieder schmilzen. Dazu kommt das Image als Verbotspartei, von dem die Grünen nicht loskommen und das sie wertvolle Punkte in den Umfragen gekostet hat. Die Partei kann ihr Ergebnis der letzten Bundestagswahl mit +5,9 Prozentpunkten auf 14,8 Prozent stark verbessern (2017: 8,9 Prozent) und kommt damit auf das beste Ergebnis ihrer Geschichte. Doch nach dem Frühjahrsrausch fühlt sich das nicht so richtig wie ein Sieg an – der Aufbruch mit einer Grünen an der Spitze einer neuen Bundesregierung wurde verpasst.
FDP
Wie schon bei der vergangenen Bundestagswahl war auch dieser Wahlkampf ganz auf Christian Lindner als FDP-Spitzenkandidat zugeschnitten. Er warnte – wie auch CDU und CSU – in den letzten Wochen des Wahlkampfs immer wieder vor dem Schreckgespenst eines Linksbündnisses aus Rot-Grün-Rot. Die FDP könnte das Zünglein an der Waage bei einer Koalitionsbildung werden. Mit nun 11,5 Prozent der Stimmen (2017: 10,7 Prozent) reicht es rechnerisch für eine Deutschland-Koalition (SPD, CDU/CSU, FDP), eine Ampel-Koalition (SPD, FDP, Grüne) oder eine Jamaika-Koalition (CDU/CSU, Grüne, FDP). Nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen bei der letzten Bundestagswahl und Lindners berühmter Aussage „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“ werden er und seine Partei dieses Mal alles versuchen, um Teil einer neuen Regierung zu werden.
AfD
2017 war die AfD erstmals in den Deutschen Bundestag eingezogen, damals mit 12,6 Prozent als drittstärkste Kraft. Vor allem die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel ab dem Sommer 2015 führte zu diesem Zuspruch bei vielen Wählerinnen und Wählern. Doch in den letzten vier Jahren ist es der Partei nicht gelungen, abseits des Themas Migration und Integration ein klares Parteiprofil zu entwickeln. Grabenkämpfe innerhalb der Partei schwächten die AfD zusätzlich. So ist es nicht verwunderlich, dass die Partei nun Stimmeneinbußen hinnehmen muss: Sie verliert 2,3 Prozent der Stimmen und kommt auf jetzt auf 10,3 Prozent.
DIE LINKE
Das Ergebnis ist ernüchternd. Der Linkspartei gelingt mit 4,9 Prozent der Stimmen nur knapp der Einzug ins deutsche Parlament. Da sie drei ihrer Direktmandate verteidigte, kann sie trotz der 5-Prozent-Hürde wieder entsprechend ihrem Zweitstimmenergebnis in den Bundestag einziehen. Nach 9,2 Prozent bei der letzten Bundestagswahl verliert die Partei 4,2 Prozent. Damit wird es auch nicht für ein rot-grün-rotes Bündnis reichen.
SSW
Erstmals seit rund 70 Jahren zieht der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) mit rund 55.000 Stimmen mit einem Abgeordneten wieder in den Bundestag ein. Sie ist als Partei der nationalen Minderheit von der Fünf-Prozent-Hürde ausgeschlossen und musste nur so viele Stimmen gewinnen, dass ihr nach dem Berechnungsverfahren ein Sitz zusteht.
Die FREIEN WÄHLER mit ihrem Spitzenkandidaten Hubert Aiwanger hatten in den letzten Umfragen immer wieder um die drei Prozent erzielt und hofften daher auf den Einzug in den Deutschen Bundestag. Diesen haben sie jedoch mit 2,4 Prozent der Zweitstimmen nun verpasst. Die sonstigen Parteien kommen insgesamt auf 8,7 Prozent.
Auszüge aus Analysen und Kommentaren: Gründe für das Wahlergebnis
erstellt von der Außenstelle Ludwigsburg der LpB
Scholz baut Vorsprung aus - wovon die SPD profitiert
Scholz baut Vorsprung aus - wovon die SPD profitiert
Brettschneider, Frank: Scholz baut seinen Vorsprung aus - wovon die SPD profitiert (24.09.2021)
- Vom idealen Kanzler bzw. der idealen Kanzlerin haben die Menschen vor der Bundestagswahl eine klare Vorstellung – doch niemand von den Kandidierenden erfüllte diese Vorstellung. Vergleichsweise am besten schnitt Olaf Scholz ab. Davon profitierte auch seine Partei.
- Es gibt immer weniger Stammwähler. Zusätzlich hat die Unzufriedenheit mit Laschet bei vielen Stammwählern der CDU dazu geführt, dass sie es in Erwägung ziehen, die SPD zu wählen.
- Ziel der Grünen-Kampagne war es vor allem parteipolitisch Ungebundene für sich zu gewinnen, die Fehler von Annalena Baerbock haben jedoch von den dafür vorgesehenen Themen – vor allem dem Klimaschutz – abgelenkt und den Grünen einige Stimmen gekostet
- Der ideale Bundeskanzler, die ideale Bundeskanzlerin ist vor allem kompetent und vertrauenswürdig. Skandale von Baerbock und Laschet haben sich negativ darauf ausgewirkt.
- Fazit: Die CDU hat mit Armin Laschet im Wahlkampf auf den falschen Kandidaten gesetzt. Sowohl Parteianhänger als auch parteiunabhängige Wähler waren mit ihm als Kandidaten und seiner Performance im Wahlkampf unzufrieden. Das hat die CDU viele Stimmen gekostet. Auch die Fehler von Annalena Baerbock, vor allem zu Beginn des Wahlkampfes, haben den Grünen einige Stimmen gekostet. Olaf Scholz konnte dagegen viele Wähler:innen überzeugen. Der Erfolg der SPD bei der Bundestagswahl ist zum großen Teil auf ihn und seinen Wahlkampf zurückzuführen. Der personalisierte Wahlkampf der SPD war die richtige Strategie, um die Wähler:innen von ihrem Kandidaten zu überzeugen und ihre Stimme zu gewinnen.
Grüne: Irgendwo zwischen Erfolg und Enttäuschung
Grüne: Irgendwo zwischen Erfolg und Enttäuschung
Joachim, Kristin & Feld, Christian (27.09.2021): Grüne: Irgendwo zwischen Erfolg und Enttäuschung
- Baerbock musste nach ihrer Nominierung Vertrauen aufbauen, sich bekannt machen, auch ältere Wählerinnen und Wähler überzeugen. Doch das ging gründlich schief. Die Fehler von Baerbock sind zur Genüge beschrieben worden: zu spät gemeldete Einkünfte, ein mehrfach korrigierter Lebenslauf. Vor allem ein eilig fertig gestelltes Buch mit vielen abgeschriebenen Passagen wurde zum Symbol. Das Ergebnis: das Vertrauen früh angeschlagen.
- Es dauerte lange, bis inhaltliche Fragen wieder in den Vordergrund rückten.
- Bei den TV-Dreikämpfen agierte sie offensiv, konnte in den Umfragen aber vor allem in den Kategorien Sympathie und Tatkraft punkten. Der Befund: nett, sympathisch, sicher auch fachlich kompetent. Aber Kanzlerin? Wohl eher nicht.
- Erhebungen von infratest dimap zeigen, dass Baerbock vor allem die ältere Wählerschaft nicht überzeugen konnte. Und die Jungen machen nur einen kleinen Anteil aus.
SPD-Erfolg und CDU/CSU-Debakel
SPD-Erfolg und CDU/CSU-Debakel
Zdf.de (27.09.2021): Wahlanalyse: SPD-Erfolg und CDU/CSU-Debakel
- Begünstigt von einer indisponierten Union profitiert die SPD vom Wunsch nach sozialdemokratischer Regierungsführung sowie von ihrem Parteiansehen, gewachsenem Politikvertrauen und dem einzigen Kandidaten mit Kanzlerqualitäten: Für 67 Prozent der Deutschen eignet sich Olaf Scholz als Regierungschef.
- Wähler:innen halten Scholz für weit glaubwürdiger als Laschet und Baerbock und schreiben ihm auch deutlich mehr Sachverstand und Problemlösefähigkeiten zu.
- Das Ansehen der SPD ist auch auf die schwächelnde CDU zurückzuführen.
- Einher geht der Imageverlust der Union mit rückläufigen Sachkompetenzen, die bei "Wirtschaft" und "Zukunft" sehr heftig ausfallen. Erstmals seit 2005 spricht eine Mehrheit von einer schlechten Zukunftsvorbereitung unseres Landes, wobei die SPD im Politikfeld "Zukunft" ebenfalls nicht überzeugen kann.
- Wenn es um Rente und Bildung geht, halten Wähler:innen die SPD für deutlich kompetenter als die CDU. Die meisten Deutschen beklagen eine zunehmende Schere zwischen Arm und Reich, befürworten stärkere Abgaben auf hohe Einkommen und setzen auch beim Thema "Steuern" mehrheitlich auf SPD-Politik.
- Die AfD wird gewählt von Bürgern und Bürgerinnen, die neben der Merkel-Regierung auch die Kanzlerkandidaten kritisch sehen, die zur Klimapolitik, zu Corona-Maßnahmen oder zu Ausländern sehr eigene Ansichten haben und für die die AfD eine Kommunikationsplattform ist.
SPD und CDU: Aufstieg und Absturz
SPD und CDU: Aufstieg und Absturz
Weinzierl, Alfred (28.09.2021): Aufstieg und Absturz, aus: Spiegel
- Der SPD Kampagne ist es gelungen zielgenau ihr Klientel zu umgarnen und die Sorgen und Interessen der Wähler:innen zu berücksichtigen. Sie legte ihren Fokus auf die Themen, die Deutschland interessierten (Rente und Sozialsystem und Klimaschutz).
- Laschet redete dagegen über Europa und islamistischen Terror, wobei diese Themen für viele Wähler:innen keine Priorität hatten. Beim Thema Klimaschutz schoss er meist gegen die Grünen, nicht die SPD. Später schoss er hauptsächlich gegen rot-rot-grün anstatt auf Sachthemen einzugehen.
- Laut einer Umfrage von Civey haben Antworten auf wichtige Themen die Wahlentscheidungen der Wähler:innen am meisten beeinflusst. 53,8 Prozent gaben an, Antworten auf wichtige Themen seien für sie Wahlentscheidend gewesen. Hier konnte die Kampagne der SPD punkten.
CDU: Falscher Kandidat, fehlende Kompetenz
CDU: Falscher Kandidat, fehlende Kompetenz
Fahrenholz, Peter (28.09.2021): Falscher Kandidat, fehlende Kompetenz, aus: Süddeutsche Zeitung
- Die Union hatte den falschen Kandidaten. Er hatte schwache Kompetenzwerte und ein großes Imageproblem.
- Union hat auf vielen wichtigen Feldern an Sachkompetenz verloren (Wirtschaft, Zukunft, Rente, Bildung und soziale Gerechtigkeit).
- Die CDU hat unterschätzt, dass ein großer Teil ihrer Wahlerfolge in den letzten Jahren von Angela Merkel abhängig war.
- Der wenig strukturierte Wahlkampf hat der Union geschadet.
- Die Mehrheit der Deutschen beklagt die immer größere Schere zwischen arm und reich und befürwortet mehr Steuern für höhere Einkommen. Die CDU hat diesbezüglich ihre Wähler falsch eingeschätzt.
DIE LINKE: Linke Leere, linke Lehren
DIE LINKE: Linke Leere, linke Lehren
Lehmann, Timo (28.09.2021): Linke Leere, linke Lehren
- Die „Rote-Socken-Kampagne“ der Konkurrenz hat der Linken laut dem Vorstand der Partei geschadet, gegen die Angriffe der größeren Parteien sei man in der Öffentlichkeit nicht angekommen.
- Der Wahlkampf gerade in den letzten Wochen habe sich auf das Duell Scholz gegen Laschet konzentriert. Der Wunsch linker Wählerinnen und Wähler einen konservativen Kanzler zu verhindern, habe der SPD Stimmen gebracht – zulasten der Linkspartei.
Wie viele Abgeordnete hat der neue Bundestag?
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Sitzverteilung: 736 Sitze
Nach der Bundestagswahl 2021 liegt die Zahl der Bundestagsabgeordneten bei 736 (2017 waren es 709 Abgeordnete).
Laut Bundeswahlleiter sieht die Sitzverteilung im neuen Bundestag folgendermaßen aus: Die SPD erhält 206 Sitze (+53 im Vergleich zu 2021), CDU/CSU kommen auf 197 Sitze (-49 Sitze zu 2017). Die Grünen erhalten 118 Sitze (+51). Die FDP erreicht 92 (+12), gefolgt von der AfD mit 83 (-11). Die LINKE erhalten bei 39 Sitzen (-30), der SSW einen Sitz (+1).
Der in Schleswig-Holstein beheimatete Südschleswigsche Wählerverband (SSW) hat laut endgültigem amtlichen Wahlergebnis den Einzug in den Bundestag geschafft. Der Wählerverband trat das erste Mal seit 60 Jahren wieder bei einer Bundestagswahl an. Er profitiert von einer Sonderregel im Wahlgesetz, laut der nationale Minderheiten bei Bundestagswahlen von der Fünfprozenthürde ausgenommen sind (Quelle: tagesschau.de).
Wie hoch ist der Frauenanteil im neuen Bundestag?

Der Frauenanteil im 20. Bundestag liegt nach der Bundestagswahl Ende September 2021 bei 34,78 Prozent, wie aus der interaktiven Sitzverteilung auf der Webseite des Bundestags ersichtlich wird. Die Zahlen beruhen auf den Angaben zum endgültigen Wahlergebnis des Bundeswahlleiters. Demnach sitzen im neuen Bundestag 480 Männer und 256 Frauen. Das sind 38 Frauen mehr und elf Männer weniger als nach der Wahl vor vier Jahren.
In den Fraktionen liegt der Anteil der Frauen weit auseinander. Während bei den Grünen und den LINKEN mehr als die Hälfte der Abgeordneten Frauen sind, liegt der Anteil bei der AfD gerade einmal bei etwa 13 Prozent.
Grüne (118 Sitze) | 70 Frauen (59,32 %) | 48 Männer |
Die LINKE (39 Sitze) | 21 Frauen (53,85 %) | 18 Männer |
SPD (206 Sitze) | 86 Frauen (41,74 %) | 120 Männer |
FDP (92 Sitze) | 22 Frauen (23,91 %) | 70 Männer |
CDU/CSU (197 Sitze) | 46 Frauen (23,35 %) | 151 Männer |
AfD (83 Sitze) | 11 Frauen (13,25 %) | 72 Männer |
Wie viele Abgeordnete haben einen Migrationshintergrund?
11,3 Prozent der Bundestagsabgeordneten haben einen Migrationshintergrund. Das sind rund drei Prozentpunkte mehr als 2017. Zu diesem Ergebnis kommt eine Recherche des Mediendienstes Integration. Von den mindestens 83 Bundestagsabgeordneten mit Migrationshintergrund sitzen die meisten für DIE LINKE im deutschen Parlament. 28,2 Prozent ihrer Parlamentarier:innen haben eine Einwanderungsgeschichte. Bei der SPD sind es 17 Prozent der Abgeordneten, bei den Grünen 14,4 Prozent, bei der AfD 7,2 Prozent und bei der FDP 5,4 Prozent. CDU/CSU haben weiterhin die wenigsten Abgeordneten mit Migrationshintergrund, nämlich 4,1 Prozent. Das Land, zu dem die meisten Abgeordneten mit Migrationshintergrund einen Bezug haben, ist die Türkei. 18 Parlamentarier:innen sind türkeistämmig.
Koalitionsmöglichkeiten: Wer könnte mit wem regieren?
Nach 16 Jahren Angela Merkel kommt es zum Wechsel ohne Wechselstimmung an der Spitze der Regierung. Doch die Wählerinnen und Wähler sind ihrer keineswegs überdrüssig, die Kanzlerin ist noch immer die beliebteste Politikerin des Landes. Am Ende der Kanzlerschaft Helmut Kohls wurde Gerhard Schröder (SPD) Bundeskanzler. Jetzt könnte Olaf Scholz der nächste Kanzler werden. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten werden die Parteien für eine tragfähige Mehrheit aller Voraussicht nach ein Dreierbündnis schließen müssen. Das erschwert die Regierungsbildung und verlangt Kompromissbereitschaft.
Rechnerisch wäre nach den Hochrechnungen wieder eine Große Koalition (Union, SPD) knapp möglich, sie steht aber momentan nicht zur Debatte, da weder SPD noch Union sie wollen. Reichen würde es auch für verschiedene Dreierkoalitionen: eine Jamaika-Koalition (Union, Grüne, FDP), die Ampel (SPD, Grüne und FDP), die Keniakoalition (SPD, Union, Grüne) oder die Deutschland-Koalition (Union, SPD und FDP). Rot-Grün-Rot (SPD, Grüne, Linke) hätte keine Mehrheit. Für die Kiwi-Koalition (Union, Grüne) würde es ebenfalls nicht reichen. Mit der AfD möchte keine andere Partei koalieren.
Wahlbeteiligung und Wahlverhalten
Wie hoch ist die Wahlbeteiligung?

Die Wahlbeteiligung liegt laut Bundeswahlleiter bei 76,6 Prozent und damit etwas höher als bei der vergangenen Bundestagswahl (2017: 76,2 Prozent). Der Anteil der Briefwählerinnen und Briefwähler ist auf 47,3 Prozent gestiegen. Bei der Bundestagswahl 2017 hatte die Briefwahlquote noch 28,6 Prozent betragen. Bayern hat mit 62,4 Prozent den höchsten Anteil an Briefwählerinnen und Briefwählern, Thüringen mit 32,4 Prozent den geringsten.
Wie hoch ist die Wahlbeteiligung in verschiedenen Altersgruppen?

Die Wahlbeteiligung der Wählerinnen und Wähler zwischen 18 und 29 Jahren hat sich gegenüber der vergangenen Wahl deutlich erhöht (2017: 67,6 Prozent). Die insgesamt höchste Wahlbeteiligung findet sich mit 80,2 Prozent allerdings in der Gruppe der 50 bis 59 Jährigen. Die Wahlbeteiligung der ab-70 Jährigen liegt mit 75,3 Prozent hingegen leicht unter dem Durchschnitt.
Quelle: Bundeswahlleiter
Welche Themen haben die Wahl entschieden?

Laut einer Umfrage von infratest dimap hat das Thema „Soziale Sicherheit“ für Wählerinnen und Wähler die größte Rolle bei der Bundestagswahl 2021 gespielt. Könnte der SPD zusätzlich zugutegekommen sein. An dritter Stelle steht das Thema Wirtschaft und Arbeit, dem der SPD ebenfalls Kompetenzen zugeschrieben werden. An zweiter Stelle steht das Thema Umwelt und Klima. Die wichtige Rolle des Klimawandels kam den Grünen im Wahlkampf auf jeden Fall zugute und hatte einen Einfluss darauf, dass die Grünen überhaupt eine Kanzlerkandidatin aufstellen konnten. Dass das Thema auf Rang zwei und nicht auf Rang eins steht, kann die Grünen aber auch zusätzliche Stimmen gekostet haben. Wäre das Thema im Wahlkampf noch präsenter gewesen, hätten die Grünen mit ihrer Kompetenz weiter punkten können. (Quelle: tagesschau.de)
Junge Wählende haben laut einer Befragung von infratest dimap vor allem Grüne und FDP gewählt, bei den Älteren punkten CDU und SPD. Quelle: Tagesschau.de
Wählerwanderung
Bei der Bundestagswahl gab es beachtliche Verschiebungen. Wie die Wählerinnen und Wähler wanderten.
SPD
Fast 12 Millionen Wahlberechtigte wählten 2021 die SPD. Die SPD erhielt 1,99 Millionen Zweitstimmen von der Union, 1,2 Millionen von bisherigen Nichtwähler:innen, 820.000 von der Linken, 520.000 von der FDP und 420.00 von der AfD.
CDU/CSU
11 Millionen Wahlberechtigte wählten 2021 die Union. Die Unionsparteien verloren rund 3,3 Millionen Wählerinnen und Wähler an die Parteienkonkurrenz. Davon gingen 1,99 Millionen an die SPD. Die Union erhielt von bisherigen Nichtwähler:innen 960.000 Stimmen, von der FDP 830.000, von der AfD 490.000, von der SPD 460.000 und von den Linken 110.000 Stimmen.
Grüne
6,8 Millionen Menschen wählten 2021 die Grünen. Die Grünen erhielten von der CDU rund 1 Million Stimmen, von der SPD 960.000, von der Linken 610.000, von bisherigen Nichtwähler:innen 510.000, von der FDP 370.000 und von der AfD 80.000 Stimmen.
FDP
5,3 Millionen Wahlberechtigte wählten 2021 die FDP. 1,3 Millionen Stimmen konnte die FDP von der Union abziehen, 380.000 von der AfD, 340.000 von der SPD, 160.000 von der Linken und 130.000 Stimmen von den Grünen. Von bisherigen Nichtwähler:innen entschieden sich 480.000 für die FDP.
AfD
Rund 4,8 Millionen Wahlberechtigte entschieden sich 2021 für die AfD. Die AfD erhielt 630.000 Stimmen von bisherigen Nichtwähler:innen, 410.000 Stimmen von der Union, 170.000 von der FDP, 160.000 von der SPD, ebenfalls 160.000 von der Linken und 20.000 Stimmen von den Grünen.
Die Linke
2,27 Millionen Menschen wählten 2021 die Linke. Die Linke erhielt 200.000 Stimmen von bisherigen Nichtwähler:innen, 180.000 Stimmen von der SPD, 130.000 von den Grünen und 90.000 Stimmen von der Union.
Quellen: infratest dimap für die ARD / Tagesschau.de
Stimmen zur Wahl
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Letzte Aktualisierung: Oktober 2021, LpB BW