Wahlprogramm von CDU/CSU

Als erste der im Bundestag vertretenen Parteien legte die Union schon am 17. Dezember 2024 ihr fertiges Wahlprogramm vor. Das Datum war symbolisch: Es war der Tag, nachdem SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz im Bundestag die Vertrauensfrage (geplant) verlor. Die Union wollte Bereitschaft signalisieren, anders als 2021, als lange unklar war, wer überhaupt Kanzlerkandidat werden soll. Zwar hatte nun zum Beispiel die Linke schon früher einen Programm-Entwurf vorgelegt, doch entschied dort – wie bei fast allen anderen Parteien – noch ein Parteitag darüber. Bei CDU und CSU reicht dafür ein Vorstandsbeschluss.
Einen „Politikwechsel für Deutschland“ kündigt das Wahlprogramm im Titel an. Tatsächlich enthält das 81-seitige Dokument (davon zwölf Seiten Kurzprogramm) einige konkrete Ankündigungen, von denen sich etliche von der bisherigen Ampel-Politik unterscheiden (Bürgergeld, Cannabis-Legalisierung, Agrardiesel). Allerdings stehen auf den Seiten auch viele Problembeschreibungen und Positionen, aus denen sich wenig Konkretes ableiten lässt.

Bundestags-Wahlprogramm „Politikwechsel für Deutschland“
zum Wahlprogramm auf der Webseite der CDU
Regierungsprogramm (Download als PDF)
Kurzwahlprogramm (Download als PDF)
In Leichter Sprache (Download als PDF)
In anderen Sprachen (Download als PDF):
Englisch, Französisch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Ukrainisch
Zudem hat auch noch die CSU unter dem Titel „Deutschland wieder in Ordnung bringen – Bayern stark in Deutschland“ ein eigenes Wahlprogramm veröffentlicht (Download als PDF).
Im Folgenden stellen wir die Aussagen des Programms nach Themen gegliedert vor.
Wirtschaft
Wirtschaft

Weniger Steuern, weniger Regulierung
Die Union setzt laut ihrem Programm vor allem darauf, die Wirtschaft mit weniger Steuern und weniger Bürokratie wieder in Gang zu bringen.
Mehr Geld für Forschung, mehr für Startups
Gleichzeitig kündigt die Union eine „Hightech-Agenda für Deutschland“ an, die Forschung und Entwicklung stärken soll.
Wieder Geld für Agrardiesel
Zur Stärkung der Landwirtschaft soll unter anderem die Agrardieselrückvergütung „vollständig“ wiedereingeführt werden.
Steuern & Finanzen

Weniger Steuern für Menschen und Unternehmen...
CDU und CSU kündigen eine Vielzahl von Steuersenkungen an.
... auch weniger Steuern bei Erbschaften oder Grunderwerb...
Eine Vermögensteuer lehnt die Union ab – man wolle „Menschen, die sich etwas erarbeitet und aufgebaut haben, nicht bestrafen“.
... auch weniger Steuern in der Wirtschaft...
Für Unternehmen will die Union schrittweise eine „attraktive“ Besteuerung von „maximal 25 Prozent auf einbehaltene Gewinne“ einführen und den Solidaritätszuschlag abschaffen.
... aber die Schuldenbremse soll bleiben
Allerdings geht aus dem Wahlprogramm nur bedingt hervor, wie die Unionsparteien all diese Steuersenkungen finanzieren wollen. Denn an der Schuldenbremse halten CDU und CSU fest.
Energie

Union will „alle Kapazitäten“ nutzen
„Bezahlbar, sicher und sauber“ soll die Energie laut Wahlprogramm mit der Union sein.
Fokus auf Forschung zu Kernenergie
Die Kernenergie spielt aus Unions-Sicht eine „bedeutende Rolle“ für die Energieversorgung.
Das Heizungsgesetz will die Union abschaffen
Auch das „Heizungsgesetz der Ampel“ – gemeint ist die 2023 erfolgte Überarbeitung des 2020 von der Großen Koalition eingeführten „Gebäudeenergiegesetzes“ – will die Union abschaffen.
Wohnen

Gebäudetyp E soll kommen
Die Kosten für Bauen und Wohnen seien die „neue Soziale Frage unserer Zeit“, heißt es im Wahlprogramm der Union.
Bauen auf Bundesflächen
Mehr Bauland will die Union generieren, indem Brach- und Konversionsflächen (Flächen, die einem neuen Zweck zugeführt werden) stärker genutzt werden und Wohnraum auch auf bundeseigenen Grundstücken der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben entsteht.
Unklare Äußerung zu Mietpreisbremse
Die Unionsparteien sagen, sie stünden „für einen wirksamen und angemessenen Mieterschutz“ – dazu gehörten „auch die Regeln zur Miethöhe“.
Arbeit & Soziales
Arbeit

Steuerliche Entlastungen und flexibleres Arbeitsrecht
CDU/CSU proklamieren eine „Agenda für die Fleißigen“.
Mehr Fachkräfte auch aus dem Ausland
Gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel will die Union einerseits „bessere Rahmenbedingungen für Vollzeitarbeit oder vollzeitnahe Arbeit“ schaffen.
Mindestlohn durch die Kommission
Die Union will die Mindestlohnkommission stärken und ist dagegen, dass der Bundestag über die Höhe entscheidet.
„Neue Grundsicherung“ statt Bürgergeld
Das „Bürgergeld der Ampel“, das die Union zwar 2022 mit beschlossen, aber seither vehement bekämpft hat, wollen CDU und CSU nun wieder abschaffen.
Familie

Schutz der Ehe, Respekt vor anderen Lebensentwürfen
Familien sind für CDU und CSU „echte Leistungsträger und schaffen Stabilität“.
Vielfache steuerliche Erleichterungen geplant
Das Elterngeld will die Union laut Wahlprogramm „verbessern“, ohne Details zu nennen, und den Partnerschaftsbonus erweitern.
Für Paragraf 218 und für Änderungen beim Selbstbestimmungsgesetz
Der umstrittene Strafgesetzbuch-Paragraf 218, der Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellt, soll nach dem Willen der Union bleiben – die geltende Rechtslage bilde „einen mühsam gefundenen gesellschaftlichen Kompromiss ab“, heißt es im Wahlprogramm.
Rente

Mehr Wohneigentum zur Absicherung
Bei der Altersvorsorge verfolgen die Unionsparteien mehrere Konzepte:
„Frühstart-Rente“ ab dem 6. Lebensjahr
Für Kinder plant die Union eine „Frühstart-Rente“.
Gesundheit

Reformen bei Krankenhäusern und Apotheken
Eine Krankenhausreform unter dem Motto „Hochwertige Versorgung in der Stadt und auf dem Land“ stellen die Unionsparteien in Aussicht.
„„Steuerungsfunktion“ für Haus- und Kinderarztpraxen
Haus- und Kinderarztpraxen sollen eine „Steuerungsfunktion der Patienten übernehmen“.
Ein „Finanzierungsmix“ für die Pflege
Gesetzliche Pflegeversicherung, betriebliche Mitfinanzierung, Steuermittel und „eigenverantwortliche Vorsorge“ – diese Geldquellen sollen aus Unionssicht die Pflege finanzieren.
Klima und Mobilität
Klima

Klimaneutralität 2045 „fest im Blick“
Den Klimawandel begreift die Union laut ihrem Wahlprogramm als „Herausforderung historischen Ausmaßes“.
Emissionshandel als „Leitinstrument“
Leitinstrument im Kampf gegen den Klimawandel soll nach dem Willen der Union der Emissionshandel werden, dessen Einnahmen sie an Verbraucher und Wirtschaft zurückgeben will, etwa über reduzierte Stromsteuern.
Pflichtversicherung gegen Elementarschäden gefordert
Gleichzeitig betont die Union, dass auch Klimaanpassung „in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens“ eine Rolle spielt.
Umwelt

Union will Biodiversität schützen
Laut ihrem Wahlprogramm plant die Union, Moore als CO2-Senken zu schützen sowie „Anreize für Wiedervernässungsprojekte“ zu geben.
Mobilität

Individuelle Mobilität als „Inbegriff von Freiheit“
„Ja zum Auto“ schreibt die Union beim Thema Verkehr. Individuelle Mobilität sei der „Inbegriff von Freiheit“, entsprechend wollen CDU und CSU auch kein generelles Tempolimit auf Autobahnen oder Fahrverbote für Innenstädte.
Auch andere Verkehrsmittel will die Union stärken
Dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) will die Union eine „auskömmliche Finanzierung sichern“. Was das etwa für das Deutschlandticket bedeutet, sagt das Programm nicht.
Migration & Integration
Migration

Union verspricht „faktischen Aufnahmestopp“
„Auch wir haben in unserer Regierungszeit Fehler gemacht – und daraus gelernt“, schreibt die Union zu Beginn des Kapitels.
Verschärfungen für Menschen in Deutschland
Für die Menschen, die schon in Deutschland leben, sollen Sachleistungen Vorrang vor Geldleistungen haben, die Bezahlkarte soll „flächendeckend und restriktiv“ eingeführt werden.
Asylverfahren für Europa außerhalb der EU?
Auf EU-Ebene will die Union „einen grundlegenden Wandel des europäischen Asylrechts“.
Erleichterungen für „Erwerbszuwanderer“
Anders klingt das Union-Programm, wenn es um den Kampf gegen Arbeits- und Fachkräftemangel geht:
Integration

Verpflichtende Integrationsvereinbarungen für Schutzberechtigte
Die Union will Integration weiterhin fördern, „aber intensiver als bisher“ einfordern.
Außen- & Verteidigungspolitik
EU & Europa

Für einen EU-Beitritt der Westbalkan-Länder und der Ukraine
CDU und CSU fordern in der EU einen „Schub für mehr wirtschaftliche Leistungskraft“ – allerdings bleibt das Vorhaben recht vage, man setze auf „marktbasierte Instrumente, Technologieoffenheit und Vertrauen“.
Außenpolitik

Ukraine „mit allen erforderlichen Mitteln“ unterstützen
Die Ukraine wollen die Parteien „mit allen erforderlichen diplomatischen, finanziellen und humanitären Mitteln sowie mit Waffenlieferungen“ bei der Ausübung ihres Selbstverteidigungsrechts unterstützen.
Partnerschaften mit USA, Frankreich, Polen und Israel
Die Partnerschaft mit den USA wollen die Unionsparteien „vertiefen“, die Zusammenarbeit mit Polen und Frankreich ausbauen und Israels Recht auf Selbstverteidigung „auch militärisch unterstützen“.
Russischen und chinesischen Einfluss zurückdrängen
Afrika begreifen CDU und CSU als „Chancenkontinent, den wir aus eigenem Interesse unterstützen“.
Verteidigung

Bundeswehr soll neu aufgestellt werden
Die „militärischen und zivilen Strukturen der Bundeswehr“ wollen CDU und CSU neu aufstellen, was auch für die Reserve und die Infrastruktur der Truppe gelten soll.
Perspektivisch ein „verpflichtendes Gesellschaftsjahr“ mit „aufwachsender Wehrpflicht“
Die Union will „perspektivisch“ ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr einführen und mit einer „aufwachsenden Wehrpflicht zusammendenken“.
Innen- & Sicherheitspolitik
Kampf gegen Kriminalität

Höhere Strafen für Gewaltdelikte mit Messer
Bei der Inneren Sicherheit setzt die Union unter anderem auf mehr Videoüberwachung in der Öffentlichkeit und automatisierte Gesichtserkennung „zur Identifizierung schwerer Straftäter“.
Jugendstrafrecht auf dem Prüfstand
Für Heranwachsende (18 bis 21 Jahre) fordern CDU und CSU, das Erwachsenenstrafrecht anzuwenden.
Aus für die Cannabislegalisierung
Die Cannabislegalisierung wollen CDU/CSU wieder abschaffen („Kiffen verboten“).
Kampf gegen Extremismus

Fokus auf ausländische Staatsbürger
Die Union fordert „Wachsamkeit gegenüber jeder Form von Extremismus“ und kündigt ein „Gesetz zur Bekämpfung des Extremismus“ an.
Schwerpunkt auf Kampf gegen Antisemitismus
Judenhass will die Union entschlossen bekämpfen.
Demokratie & Gesellschaft
Demokratie

Wahlgesetz soll abgeschafft werden.
Man stehe zur Verkleinerung des Bundestags, schreiben CDU und CSU, aber das Wahlgesetz der Ampel werde man abschaffen.
Staat als „Dienstleister“
Der Staat sei Dienstleister, nicht Lehrmeister, heißt es im Wahlprogramm.
Gesellschaft

Wahlprogramm ruft nach einer „Leitkultur“
Im Programm für die Bundestagswahl 2021 fehlte der Begriff, nun ist er wieder da – die „Leitkultur“.
Plädoyer für Religionsunterricht als ordentliches Schulfach
Die C-Parteien wollen die christlichen Feiertage und die Sonntagsruhe schützen und sind dafür, Religion als ordentliches Schulfach aufzuwerten.
Gemeinnützige Dienste für Flüchtlinge und für alle
Daran anschließend stellt das Programm fest, dass die Integration von Menschen aus Kulturen, „die sich von der westlichen Kultur unterscheiden“, weiterhin gefördert werden solle, „aber intensiver als bisher eingefordert“.
Gegen „Gender-Zwang aus ideologischen Gründen“
Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wollen CDU und CSU auf seinen „Kernauftrag“ verpflichten: „Sparsamkeit, mehr Meinungsvielfalt und Neutralität.“
„Impulse für inklusiven Arbeitsmarkt“
Mit „passgenauen Impulsen für einen inklusiven Arbeitsmarkt“ will die Union Menschen mit Behinderung den Zugang zu Ausbildung und Arbeit erleichtern.
Kultur

Erinnern an Geschichte des Kolonialismus
Im Bereich Kultur kündigt das Programm an, den Erinnerungsansatz neben den beiden totalitären Regimen in Deutschland um die Kolonialgeschichte zu erweitern.
Bildung, Forschung & Wissenschaft
(Vor-)schulische Bildung

Fördern und Fordern ab der Kindheit
Kinder sollen „unabhängig von Herkunft und Geldbeutel die Chance“ bekommen, „das Beste aus sich rauszuholen“, heißt es im Wahlprogramm.
Schulabbrecher als „Gefahr für Wohlstand“
Beim Übergang von der Schule ins Berufsleben will die Union ansetzen, denn „zehntausende Schulabbrecher“ seien „eine Gefahr für Wohlstand und Zusammenhalt“.
Wissenschaft & Forschung

Strategische Forschungsnetzwerke weltweit
An den Universitäten wollen die Parteien die Exzellenzstrategie weiterentwickeln und Forschungsnetzwerke weltweit „strategisch“ ausbauen.
Forschung als Zukunftsmarkt
Zudem ist für die Union Forschung ein Teil der „wettbewerbsfähigen Wirtschaft mit gut bezahlten Arbeitsplätzen“.
Digitalisierung & KI
Digitalisierung

Unionsparteien wollen Digitalisierungs-Ministerium
Digitalisierung spielt im Unions-Wahlprogramm immer wieder eine Rolle – ob im Bereich Bildung, Pflege, Landwirtschaft, Bauen oder Energie, überall verspricht sich die Union davon entscheidende Vorteile.
Deutschland-ID als digitales Bürgerkonto
Für Bürgerinnen und Bürger wollen die Parteien eine „sichere digitale Identität mit eigenem Postfach“.
Künstliche Intelligenz

Union gegen „Übererfüllung“ bei KI-Regulierung
Die Unionsparteien wollen KI-Forschung fördern und beschleunigen und Freiräume ermöglichen.